Trend
Intelligente Mobilität
Die momentanen Urbanisierungstrends deuten darauf hin, dass bis 2050 ca. 70 % der Bevölkerung in Ballungsräumen leben werden. Durch die Implementierung bestehender vernetzter Technologien kann die Mobilität von Menschen und Waren optimiert werden.
Autor
Benjamin Nelson, Ingenieur, Industrieexperte
Kommunen auf der ganzen Welt entwickeln heutzutage Pläne zur Optimierung des Verkehrsflusses, bauen multimodale Verkehrssysteme und entwerfen interaktive Systeme für die bestehende Infrastruktur. Solche Verbesserungen haben oft zu deutlichen Vorteilen geführt: weniger Fahrzeug- und Fabrikemissionen, geringere Kosten für die Kommunen sowie eine höhere Lebensqualität mit besseren Dienstleistungen – einschließlich mehr Optionen für Bewohner und mehr Interaktionsmöglichkeiten mit der Infrastruktur (Schlaglöcher melden, Graffiti, Wetterbedingungen, Unfällen). In der Theorie klingt das alles großartig. Wenn wir jedoch die praktische Umsetzung betrachten, stellen sich ein paar wichtige Fragen: Welches grundsätzliche Problem soll gelöst werden? Welche sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen haben mögliche Lösungen? Wie können Städte die Wirkung der Umsetzung ihrer Strategien maximieren?
Aus den jeweiligen Herausforderungen der einzelnen Städte ergeben sich Chancen, einzigartige Lösungen zur Verbesserung des Stadtbilds zu schaffen.
Eine Stadt in den USA geht mit gutem Beispiel voran. In Columbus, Ohio war die Kindersterblichkeitsrate deutlich höher als im Rest des Landes. Anhand der Daten fanden die Verantwortlichen heraus, dass es für werdende Mütter kompliziert war, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu pränatalen Untersuchungen zu fahren. Dadurch blieben viele den ärztlichen Untersuchungen einfach fern. Nachdem das Problem erkannt wurde, entwickelte die Stadtverwaltung – im Rahmen ihrer Strategie für die Smart City – ein System, durch das werdende Mütter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrem Arzt fahren konnten. Nach dessen Implementierung stellten die Verantwortlichen weitere positive Nebeneffekte fest: mehr Menschen erhielten Zugang zum Arbeitsmarkt, und die Mobilität von Touristen sowie jüngeren und älteren Stadtbewohnern konnte verbessert werden.
Im Rahmen einer Strategie für die Smart City ist eine Zukunft vorstellbar, in der ältere Bewohner ein autonomes Fahrzeug anfordern können, das sie zu ihrem Arzttermin bringt. Ein solcher Service würde Menschen, die nicht in der Lage sind, mit überfüllten Bussen zu fahren oder die Fahrt alleine zu meistern, eine sichere, personalisierte Mobilität bieten. Die so entstehenden Mobilitätsspielräume ermöglichen mehr Optionen für einen kosteneffektiven Transport, der – im Gegensatz zu öffentlichen Verkehrsmitteln – auch für andere Besorgungen programmiert werden kann, wie einen Zwischenstopp bei der Apotheke auf dem Heimweg vom Arzt. Ein solcher Komfort wird möglich gemacht durch multimodale Strategien, die die Flexibilität einer alternativen Mobilität für jede Situation bieten.
Neben einer besseren Lebensqualität für Bewohner ermöglichen Strategien für die Smart City den Kommunen eine Nutzung von Daten in Echtzeit. Dadurch können die verschiedenen Kommunalämter entscheidende Maßnahmen schnell aufeinander abstimmen, z. B. durch Anpassen und Optimieren des Verkehrsflusses bei Großveranstaltungen, in Stoßzeiten und unter extremen Wetterbedingungen. Die Möglichkeit, Daten, Energie und Signale mittels einer definierten Strategie für zentrale Systeme zu erfassen und zu übertragen, bietet für die Stadt entscheidende Vorteile. So können beispielsweise die Zeitpläne für Wartung und Reparatur von Verkehrssystemen, Kraftwerken und anderen wichtigen Systemen für die öffentliche Sicherheit besser verwaltet werden.
Eine Strategie für die Smart City muss nicht heißen, dass der ganze kommunale Haushalt durch Stadtprojekte ausgeschöpft wird. In Columbus achten die Verantwortlichen darauf, vor Investitionen in neue Strukturen erst die bestehende Infrastruktur zu nutzen und mehr bzw. bessere Daten zu sammeln. Auf diese Weise konnten sie eine neue Lösung für die Mobilität der Bewohner entwickeln. Beim Implementieren einer Strategie für die Smart City lernen die Kommunen schnell, dass eine optimale Auswertung von Daten zu besseren Lösungen führt – die Umsetzung kann allerdings in ihrer Komplexität variieren und die Ergebnisse sind auch von der Lage und Struktur der Stadt abhängig.
Trotz aller Herausforderungen können die Ergebnisse transformativen Charakter haben: Durch bessere Buslinien können Bewohner ihre Fahrten leichter planen. Durch Straßenbeleuchtung mit Bewegungsmeldern können Energie gespart und die Sicherheit im Bedarfsfall erhöht werden. Dies könnte auch auf Bike- und Car-Sharing-Programme ausgeweitet werden, indem sich Bewohner schnell und bequem darüber informieren können, wann und wo Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Ein weiteres Beispiel ist ein System autonomer Fahrspuren, auf denen sich autonome Fahrzeuge leicht fortbewegen können, sodass die Straßen sicherer werden und der Individualverkehr abnimmt. Diese Fahrspuren könnten auch mit Fahrradspuren oder Gehwegen gekoppelt und durch intelligente Ampeln ergänzt werden, sodass die Strategien zur Lenkung des Verkehrsflusses weiter verbessert werden können. Es wäre auch denkbar, ein lokales Schienensystem oder U-Bahn-Netz darin zu integrieren. Dadurch sinkt die Zahl der Fahrzeuge auf städtischen Straßen, und nicht genutzte Routen können für andere Zwecke wie Parks und Verkehrszentren genutzt werden. Aus den jeweiligen Herausforderungen der einzelnen Städte ergeben sich Chancen, einzigartige Lösungen zur Verbesserung des Stadtbilds zu schaffen.
Die wachstums-orientierte Stadt
Mit einer umfassenden Strategie für die Smart City kann die Stadtverwaltung Investitionen zielgerichteter einsetzen, um sichere, umweltfreundliche und effiziente Systeme zum Wohl aller Bewohner zu schaffen. In der Smart City wird der Erfolg eines nachhaltigen Wachstums anhand der Mobilität von Menschen und Waren gemessen.